„Selen sollte beim therapeutischen Einsatz für Schilddrüsenerkrankungen in Form von Natriumselenit gegeben werden, weil dies spezifisch in die wichtigen selenabhängigen Enzymsysteme und nicht unspezifisch im Körper in Eiweiße eingebaut wird.
Manche denken, sie könnten eine ausreichende Selenversorgung sicherstellen, wenn sie Paranüsse zu sich nehmen. Das wird z. T. auch in der Presse und in anderen Medien so empfohlen.
Paranüsse enthalten allerdings zum einen wahrscheinlich viel mehr organisch gebundenes Selen als Natriumselenit und zum anderen können sie mit Aflatoxin belastet sein. Dies sind Gifte von Schimmelpilzen. Darüber hinaus speichern sie erstaunlicherweise auch Radioaktivität.
Wenn man also dauerhaft eine große Menge von Paranüssen isst, um den Selenspiegel aufrecht zu erhalten oder zu steigern, könnte das auch negative gesundheitliche Folgen haben. Deswegen wird eher das Arzneimittel Natriumselenit empfohlen.“
Dr. med. Anneli Hainel, Ärztin für Allgemeinmedizin, spezialisiert auf Schilddrüsenerkrankungen, Mainz
Was sind die Vorteile von Natriumselenit?
Selen gibt es sowohl in anorganischer als auch in organischer Form. Beide werden vom Körper unterschiedlich verwertet.
Im Boden und im Grundwasser kommt Selen aufgrund seiner höheren Löslichkeit in anorganischer Form vor – in erster Linie als Natriumselenit. Im Stoffwechsel der Pflanzen und Tiere wird es in organische Selenverbindungen umgewandelt.
Anorganisches Selen kann der menschliche Organismus leicht aufnehmen und ganz gezielt und bedarfsgerecht in die entsprechenden Eiweißstoffe einbauen. Überschüssiges Natriumselenit scheidet er über den Urin und die Atemluft wieder aus. Dadurch reichert es sich nicht in schädlicher Weise im Körper an.
Organische Selenverbindungen (Selenomethionin, Selenhefe) baut der Körper dagegen auch unspezifisch in Proteine ein und speichert sie unreguliert im Gewebe. Das kann auf Dauer zu einer ungesunden Überdosierung führen.
Deshalb ist nur Natriumselenit als Arzneimittel zugelassen. Auch in wissenschaftlichen Studien kommt vor allem Natriumselenit zum Einsatz. Nahrungsergänzungsmittel können dagegen auch Selenomethionin oder Selenhefe enthalten. Wer die Nachteile organischer Selenverbindungen vermeiden möchte, sollte auch bei Nahrungsergänzungsmitteln auf Präparate mit Natriumselenit achten.
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