Die Nutritional Evaluation Studie (NuEva)1 der Fakultät für Biowissenschaften an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena untersuchte die Auswirkung moderner Ernährungsformen auf die Versorgung mit den Spurenelementen Selen, Zink und Kupfer, da diese in Europa hauptsächlich über tierische Lebensmittel zugeführt werden.
Europas Böden sind selenarm
Das Vorkommen von Selen in pflanzlichen Lebensmitteln ist stark abhängig vom Selengehalt der Böden, auf dem die Pflanzen wachsen. Europäische Böden gelten als selenarm.2 Da Selen als wichtiger Baustein bei der Stärkung des Immunsystems, des Muskelaufbaus und der Fruchtbarkeit gilt, darf Tierfutter in der Europäischen Union mit Selen angereichert werden.3 Was passiert aber nun mit Personen, die auf Fleisch oder tierische Lebensmittel ganz oder teilweise verzichten?
Langzeitstudie zeigt auffällige Selenspiegel
Die im Juni 2018 gestartete und im August 2023 veröffentlichte NuEva Studie ist als Langzeitstudie angelegt worden und untersuchte 258 Probanden im Alter von 18 bis 69 Jahren. Hiervon waren 30 % Männer und 70 % Frauen. Von den final 172 analysierten Teilnehmenden ernährten sich 40 omnivor, 47 flexitarisch (1-2x Fleisch/Wurst pro Woche), 45 vegetarisch und 40 vegan.
Die Konzentrationen von Selen im Blut wurden in verschiedenen Ernährungsgruppen untersucht. Dabei stellte sich heraus, dass Menschen, die einer omnivoren Ernährung folgten, die höchsten Selenwerte im Serum hatten, mit einem Median von 62,85 µg/L. Bei Personen, die sich flexitarisch ernährten, lag der Wert bei 61,37 µg/L.
Im Gegensatz dazu hatten Vegetarier niedrigere Selenkonzentrationen im Median von 55,12 µg/L, während Veganer mit im Median 52,84 µg/L die niedrigsten Werte aufwiesen.
Es ist interessant festzustellen, dass die Selenwerte in allen Gruppen bereits zu Beginn im unteren Bereich des in der Studie angewendeten Normbereichs von 50 bis 120 µg/L lagen. Zudem lagen alle Gruppen im Median deutlich unter dem vom BfArM festgesetzten Referenzbereich von 80 – 120µg/L. Dies deutet darauf hin, dass die allgemeine Selenzufuhr in den hier analysierten Probanden tendenziell nicht ausreichend ist.
Veganer und Vegetarier sollten auf ihren Selenstatus achten
Besonders auffällig ist, dass sowohl bei Vegetariern als auch bei Veganern eine signifikante Anzahl von Personen (Vegetarier 33 %, Veganer 40 %) Selenwerte unter dem in der Studie als Untergrenze festgesetzten Wert von 50 µg/L aufwiesen. Da Selen ein essenzielles Spurenelement ist, welches über 25 Selenoproteine vielfältige wichtige Funktionen im Körper erfüllt, können zu niedrige Selenwerte negative gesundheitliche Auswirkungen haben.4 Insbesondere Menschen in diesen Ernährungsgruppen sollten daher ihren Selenwert bestimmen zu lassen und falls notwendig selenhaltige Präparate zur Unterstützung einnehmen.
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Keine Selengabe ohne Labortest
Es ist wichtig zu berücksichtigen, dass die unkontrollierte Einnahme von Selenpräparaten nicht zu empfehlen ist. Nur durch eine vorherige Überprüfung des tatsächlichen Selenspiegels durch eine Blutuntersuchung kann der tatsächliche individuelle Bedarf ermittelt und entsprechend supplementiert werden. Es gilt, wie für alle Vitamine und Spurenelemente, ein Mangel sollte behoben und eine Überversorgung vermieden werden. Die Studie zeigt, dass eher ein Risiko einer Unterversorgung als einer Überversorgung in Deutschland besteht. Weiterhin wird über die Aktivität Selenhaltiger Enzyme diskutiert: die maximale Aktivität der Glutathionperoxidase liegt bei einem Serum Selenwert von über 80 µg/L und die des Selen Transportproteins Selenoprotein P bei einem Serum Selenwert bis zu 120 µg/L. Diese Werte sind deutlich höher als die bei den Teilnehmern im Median gemessenen und entsprechen eher dem vom BfArM festgesetzten Referenzbereich von 80-120µg/L im Serum. Biosyn verfügt über eigene Laboreinrichtungen und kann Ihnen verlässlich Informationen über die Selen- und Spurenelementversorgung bereitstellen. Paranüsse sollten für den Selenhaushalt nicht empfohlen werden.5
Quellen:
1: Klein, L. et al. „Selenium, Zinc, and Copper Status of Vegetarians and Vegans in Comparison to Omnivores in the Nutritional Evaluation (NuEva) Study“. Nutrients 15, Nr. 16 (11. August 2023): 3538. https://doi.org/10.3390/nu15163538.
2: Hartfiel W, Bahners N. Biol Trace Elem Res. 1988 Jan-Apr; 15: 1-12. Selenium deficiency in the Federal Republic of Germany.
3: ANHANG II DER RICHTLINIE 70/524/EWG1
4: Gröber U. Mikronährstoffe. Metabolic Tuning – Prävention – Therapie. 3. Aufl. Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart. Stuttgart 2011
5: ÖKOTEST Magazin 03.2023. Test Paranüsse. Von Natur aus radioaktiv.