Es gibt Hinweise, dass bestimmte Viren durch einen Selenmangel zu schwereren Krankheitsverläufen führen können als bei einer ausreichenden Selenversorgung. Dieses Phänomen kennt man zum Beispiel von der in China verbreiteten Keshan-Erkrankung. Der Auslöser dieser Herzmuskelerkrankung ist das für den Menschen eigentlich harmlose Coxsackie-Virus. Stecken sich Menschen in selenarmen Gegenden Chinas damit an, kann der Selenmangel die Aggressivität (Virulenz) des Coxsackie-Virus erhöhen und zur Keshan-Erkrankung, einer Herzmuskelerkrankung, führen. In Gebieten mit einer guten Selenversorgung bricht die Erkrankung dagegen selten aus.
Auch beim Grippevirus deuten die Ergebnisse einer Tierstudie darauf hin, dass ein Selenmangel zu Mutationen im Erbmaterial des Virus führen kann, die die Virulenz des Erregers steigern können. Offenbar spielt dabei oxidativer Stress eine wichtige Rolle: Laboruntersuchungen haben gezeigt, dass viele Virusinfektionen zu einer erhöhten Produktion von freien Radikalen führen. Das wiederum kann die Vermehrung der Viren fördern. Als Bestandteil wichtiger körpereigener antioxidativer Proteine kann Selen dazu beitragen, freie Radikale unschädlich zu machen und diesem Prozess entgegenzuwirken.