Die Paranuss ist der größte bekannte pflanzliche Lieferant von Selen. Das Verbreitungsgebiet des Paranussbaums liegt in den tropischen Regenwäldern Südamerikas.
Interessanterweise stammen die Kapselfrüchte nicht aus Pflanzungen, sondern fast ausschließlich aus Wildsammlungen. Sie werden während der Regenzeit vom Boden aufgelesen und zu Sammelstellen gebracht. Es gibt nur drei Statten auf der Welt, die nennenswerte Mengen Paranüsse produzieren: Brasilien, Bolivien und Peru.
Paranüsse besitzen einen hohen Eiweiß- und Fettgehalt – bis zu 70 %. Daneben weist die Paranuss im Vergleich zu anderen Nussarten auch noch einen sehr hohen Anteil an Mineralstoffen und Spurenelementen auf (Calcium, Magnesium, Kupfer, Phosphor, Selen und Zink). [1]
Der Selengehalt in Paranüssen ist so hoch, das beim Verzehr größerer Mengen die Gefahr einer Überdosierung besteht. Abhängig davon, wo der Paranussbaum gewachsen ist, kann eine einzelne Paranuss bis zu 400 Mikrogramm Selen enthalten. [1] Zum Vergleich, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt nur 70 Mikrogramm Selen täglich.
Neben Selen reichert der Paranussbaum auch natürliche Radioaktivität in Form von Radium an. Paranüsse können einen rund 1.000-fach höheren Radiumgehalt als die Gesamtnahrung in Deutschland aufweisen.
Schon der Verzehr von zwei Paranüssen pro Tag kann daher die Strahlenbe¬lastung durch die Ernährung um etwa die Hälfte erhöhen. Dadurch muss zwar noch niemand mit negativen Folgen für die Gesundheit rechnen. Dennoch rät das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) davon ab, das Risiko einer zusätzlichen Strahlenbelastung einzugehen und empfiehlt statt-dessen die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln, um den Selenbedarf zu decken. [2]
Paranüsse sind zudem besonders anfällig für Afla¬toxine. [1] Diese Schimmelpilzgifte können schon in geringen Mengen krebserregend und erbgutverän¬dernd wirken. Immer wieder wurden bei amtlichen Kontrollen Aflatoxin-Werte in Paranüssen gefun¬den, die weit über die von der EU festgelegten Grenzwerte hinausgegangen sind. Daher gibt es in der EU Importbeschränkungen für Paranüsse. [1]
Im Internet findet sich immer wieder die Empfehlung „Essen Sie zwei Paranüsse pro Tag, um ihren Selenbedarf zu decken“. Doch hier ist Vorsicht geboten. In Studien zeigte sich: Schon eine Paranuss pro Tag kann den Selenlevel innerhalb von zwei Monaten weit über den empfohlenen Referenzbereich hin¬aus anheben. [3, 4]
[1] Cardoso BR et al. Food Res Int. 2017 Oct; 100(Pt 2): 9-18. Brazil nuts: Nutritional composition, health benefits and safety aspects.
[2] Bundesamt für Strahlenschutz, Stand November 2022
[3] Donadio JLS et al. Clin Nutr. 2018 Mar 23. pii: S0261-5614(18)30123-7. Genetic variants in selenoprotein genes modulate biomarkers of selenium status in response to Brazil nut supplementation (the SU.BRA.NUT study).
[4] Rita Cardoso B et al. Eur J Nutr. 2016 Feb; 55(1): 107-16. Effects of Brazil nut consumption on selenium status and cognitive performance in older adults with mild cognitive impairment: a randomized controlled pilot trial.